#5 BLUT-CHECK mit Ärztin Aisha Abo El Ela

Shownotes

Eine häufig gehörte Warnung neu vegan lebender Menschen ist: Pass auf, dass Du keinen Nährstoff-Mangel bekommst. Um sicherzugehen, mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt zu sein, sollten Veganer:innen daher regelmäßig einen Bluttest durchführen lassen. Das klingt erst einmal einfach, doch was genau soll man eigentlich testen? Sprich: Welche Werte von welchen Nährstoffen sollten Veganer:innen im Auge behalten? Ärztin und Lifestylemedizinerin Aisha Abo El Ela erklärt im Gespräch mit STUDIO VEGAN Moderatorin Sanja Middeldorf, welche Tests bei einer rein pflanzlichen Ernährung sinnvoll sind, welche Werte und Stoffe untersucht werden, was diese kosten und in welchen Abständen die Bluttests durchgeführt werden sollten.

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00: 00:01Sprecher: Willkommen bei Studio Vegan. Ein Podcast der BKK ProVita - Deutschlands erste Veggie freundliche und nachhaltige Krankenkasse.

00: 00:09Zitate: Es macht durchaus Sinn, wenn man sich vegan oder pflanzlich ernähren möchte, dass man vielleicht am Anfang quasi eine Standortbestimmung macht.

00: 00:18Zitate: Was ich auf jeden Fall empfehlen würde, ist das B12. Da es gespeichert werden kann, merkt man einen Mangel relativ lange nicht. Es kann relativ lange unentdeckt bleiben.

00: 00:29Sanja Middelhoff: Hallo ich bin Sanja und ich spreche heute mit Aisha Abu Al Ela. Sie ist Ärztin und zertifizierte Lifestyle-Medizinerin. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Ernährung und ist Mitgründerin von der Physicians Association for Nutrition Switzerland. Hallo Aisha, schön, dass wir es geschafft haben.

00: 00:45Aisha Abu El Ela: Hallo Sanja, ich freue mich sehr, hier zu sein. Vielen Dank.

00: 00:49Sanja Middelhoff: Sehr schön. Ich würde sagen, wir starten direkt mal ins Thema. Wir haben es ja eben im Intro schon gehört: Du bist ja Ärztin. Denen sagt man ja auch oft nach, sie wissen oder lernen in ihrem Studium nicht so viel über Ernährung. Wie ist das tatsächlich? Vielleicht kannst du da kurz was sagen zum Einstieg?

00: 01:05Aisha Abu El Ela: Ja, gerne. Also ich kann natürlich vor allem jetzt aus meiner persönlichen Erfahrung berichten oder auch von Freunden, Bekannten, Leuten, mit denen ich gesprochen habe. Es stimmt tatsächlich, dass wir über Ernährung im Medizinstudium nicht so viel lernen. Wir lernen zwar, wie die Makronährstoffe - also Kohlenhydrate, Proteine und Fette - verarbeitet werden, wie sie aufgenommen werden, aber was die Ernährung an sich beinhaltet, das lernen wir leider nicht. Wir wissen zwar, dass bei Lifestyle-Erkrankungen wie zum Beispiel beim Bluthochdruck die Ernährung ein wichtiger Punkt ist. Aber eben, was dann genau wichtig wäre, das müssen wir uns selber beibringen, oder das liegt dann im Eigeninteresse, dass wir uns da weiter belesen.

00: 01:55Sanja Middelhoff: Und du bist ja zertifizierte Lifestyle-Medizinerin. Dann hast du das wahrscheinlich gemacht, oder?

00: 02:00Aisha Abu El Ela: Ganz genau. Ich beschäftige mich schon sehr, sehr lange mit dem Thema Ernährung. Eigentlich schon während dem Studium hat mich das interessiert. Ich habe da auch selber sehr, sehr viel ausprobiert, gelesen, mich ausgetauscht und habe da auch verschiedene Weiterbildungen gemacht. Und die letzte war genau die Lifestyle-Medizin Weiterbildung aus den USA.

00: 02:24Sanja Middelhoff: Dann würde ich sagen, bist du heute die perfekte Expertin für unser Thema. Heute geht es ja um das Thema Bluttests. Ich würde sagen, wir fangen direkt mal an. Ich habe ganz kurz vorab eine Frage dazu: Wie oft gehst du selber denn zum Bluttest?

00: 02:38Aisha Abu El Ela: Ja, also ich gehe. ich würde sagen, alle 1 bis 2 Jahre zum Bluttest. Genau. Versuche das auf jeden Fall regelmäßig zu machen.

00: 02:50Sanja Middelhoff: Ernärst du dich dann selber auch vegan oder omnivor-vegetarisch?

00: 02:54Aisha Abu El Ela: Nein, genau. Ich ernähre mich seit jetzt sechs Jahren vollwertig pflanzlich, würde ich sagen. Und davor war ich sehr, sehr lange vegetarisch. Ungefähr zwölf Jahre. Genau.

00: 03:08Sanja Middelhoff: Aber würdest du sagen, dass Menschen, die sich vegan ernähren, auch häufiger ihr Blut testen lassen sollten als zum Beispiel omnivor lebende Menschen?

00: 03:17Aisha Abu El Ela: Ich glaube, das ist immer eine sehr, sehr individuelle Frage, da da ganz viele Faktoren mitberücksichtigt werden müssen. Also zum einen ist das natürlich die persönliche Vorgeschichte, also bestehen Krankheiten? Werden Medikamente eingenommen? Wie ist die Belastung? Also arbeitet man zum Beispiel schwer körperlich? Oder wie sieht die Ernährung aus? Also ernährt man sich ausgewogen - sei es mischköstlich oder pflanzenbasiert? Das sind alles wichtige Faktoren, die man da mit einbeziehen muss. Und es gibt tatsächlich auch Nährstoffe, die bei der mischköstlichen Kost kritisch sein können. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass bei einer rein pflanzlichen Ernährung die Ernährung ein bisschen besser geplant werden muss. Also da muss man ein bisschen mehr darauf achten, dass man wirklich alle Nährstoffe bekommt, was man vielleicht bei der mischköstlichen Ernährung ein bisschen weniger muss. Aber es gibt durchaus .... zum Beispiel gerade Vitamin-D-Mangel ist sehr sehr weitverbreitet und da macht es durchaus auch Sinn dass sich mischköstlich ernährende Menschen auch regelmäßig testen lassen.

00: 04:36Sanja Middelhoff: Was würdest du denn sagen? Was ist denn so eine Daumenregel? Ist es dann dieses alle zwei Jahre oder was du eben meintest?

00: 04:43Aisha Abu El Ela: Also ich finde es macht durchaus Sinn, wenn man jetzt sich vegan oder pflanzlich ernähren möchte, dass man vielleicht am Anfang quasi eine Standortbestimmung macht von gewissen Werten. Das müssen nicht unbedingt alle kritischen Nährstoffe sein. Aber damit man auch weiß, was ist der Status quo; und dass man dann auch sieht, wie sich das allenfalls verändert und ob da die Ernährung der Einfluss ist oder ob da vielleicht schon davor ein Mangel oder eine Unterversorgung bestand. Und dann, glaube ich, macht es auch Sinn, gerade am Anfang das regelmäßig zu testen. Einfach, dass man so den Verlauf ein bisschen sieht, bis man alles so ein bisschen eingegroovt hat, auch wenn man supplementiert, dass man da alle richtigen Dosen gefunden hat und dann kann man das durchaus auch so ein bisschen ausdehnen. Aber das ist sehr, sehr individuell und ich denke, das macht auch Sinn, mit dem jeweiligen Hausarzt oder betreuenden Arzt rückzusprechen.

00: 05:44Sanja Middelhoff: Du hast ja gerade schon diese konkreten Blutwerte angesprochen. Dann gehen wir da doch direkt mal drauf ein. Welche Blutwerte müssen denn bei einer veganen Ernährung untersucht werden oder sollten?

00: 05:55Aisha Abu El Ela: Also es gibt, wie ich schon vorhin gesagt habe, eben diese kritischen Nährstoffe. Das bedeutet, dass die einfach häufiger in geringeren Mengen zugeführt werden, als es empfohlen wird, was aber nicht unbedingt einem Mangel gleichkommt. Es kann einfach sein, wenn man länger natürlich diese in ungenügenden Mengen aufnimmt, dass es dann zu einem Mangel kommt. Leider gibt es aber nicht für alle gute Bluttests, aber das werde ich dann nachher noch mal genauer erklären. Also der wichtigste Nährstoff auf jeden Fall - das ist wahrscheinlich auch schon ganz, ganz vielen Zuhörern und Zuhörerinnen bekannt - ist das B12. Das ist auf jeden Fall der kritischste Nährstoff in der pflanzlichen Ernährung, den man unbedingt testen muss. Und da muss man auch unbedingt Supplemente einnehmen, da führt wohl kein Weg vorbei. Dann, was natürlich auch Sinn macht, ist das Eisen. Das ist auch wahrscheinlich vielen bekannt. Das sollte man auf jeden Fall testen. Dann würde ich Vitamin D testen. Dann weiter kann man je nachdem sich überlegen, ob man Selen, Jod, das Vitamin B2 oder Riboflavin oder die essentiellen Fettsäuren testen möchte. Das kann ich noch mal genauer erklären, was man da vielleicht beachten sollte, ob man das testen soll oder nicht.

00: 07:27Sanja Middelhoff: Okay, das sind ja echt schon mal ein paar Blutwerte, die du jetzt genannt hast. Vielleicht magst du da noch mal genauer drauf eingehen auf die Einzelnen?

00: 07:34Aisha Abu El Ela: Ja, sehr gerne. Das B12 ist sehr, sehr wichtig, weil es auch beim Aufbau der DNA und der Zellteilung beteiligt ist und auch sehr, sehr wichtig ist für das Nervensystem. Da es gespeichert werden kann, merkt man einen Mangel relativ lange nicht, also es kann relativ lange unentdeckt bleiben und deshalb ist es auch wichtig, dass man nicht wartet, bis man irgendwelche Symptome hat, sondern das vorher unbedingt schon überprüft und eben auch supplementiert. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie das getestet werden kann. Als erstes würde man den Holotranscobalamin-Wert messen und wenn der zum Beispiel in einer Grauzone ist, dann kann man zusätzlich noch die Methylmalon-Säure im Urin messen. Das ist der sensitivste Marker, den es für das B12 gibt.

00: 08:36Sanja Middelhoff: Einmal zwischendurch für die Hörer:innen. Das sind natürlich jetzt sehr viele Fachbegriffe, das werden wir in den Shownotes auf jeden Fall noch mal auflisten. Genau, damit man auch noch mal nachschauen kann, wie das jetzt wirklich noch mal heißt, dieser komplexe Begriff. Kannst gerne weitermachen.

00: 08:50Aisha Abu El Ela: Gerne. Kommen wir zum Eisen. Das Eisen ist ja sehr wichtig für den Sauerstoff-Transport als Bestandteil vom Hämoglobin und ist auch an Prozessen der Energiegewinnung beteiligt. Im Labor würden wir den Serumferritin-Wert uns anschauen und zwar ist das das sogenannte Speicher-Eisen. Wichtig aber ist, dass wir uns gleichzeitig auch den Hämoglobin-Wert anschauen. Im Falle einer Eisenmangel Anämie, also einer Blutarmut, wäre der zum Beispiel dann erniedrigt. Wenn gleichzeitig auch das Serumferritin erniedrigt ist, können wir davon ausgehen, dass es sich um eine Blutarmut aufgrund des Eisenmangels handelt, eine sogenannte Eisenmangel-Anämie. Was da aber auch noch beachtet werden muss, ist, dass das Ferritin auch ein sogenanntes akute-Phase-Protein ist, also bei Entzündungen beispielsweise auch erhöht sein kann. Aus diesem Grund misst man noch das CRP mit - das ist auch an Entzündungs-Marker - einfach um zu sehen, ob da eine Entzündung im Gange ist, damit man da richtig rückschließen kann. Genau. Dann gehe ich weiter zum Vitamin D. Beim Vitamin D ist es so, dass wir das eigentlich selber herstellen können. Es kann in der Haut hergestellt werden, unter Einfluss von UV-Strahlung. Allerdings ist das so, dass gerade in den nördlichen Ländern die Sonneneinstrahlung nicht reicht und deshalb muss das Vitamin D gerade in den Wintermonaten, also zwischen Oktober und April, supplementiert werden. Im Labor testen wir das sogenannte Calcidiol oder 25-Hydroxycholecalciferol. Das ist eigentlich ganz einfach. Da gibt es nur einen Wert, den wir uns anschauen müssen. Dann gehe ich weiter zum Jod. Das Jod ist sehr, sehr wichtig für die Schilddrüse, genauso auch wie das Selen. Da komme ich später darauf zurück. Das Jod kann im Urin gemessen werden, weil ein Großteil des Jods, das über die Ernährung aufgenommen wird, in ein bis zwei Tagen wieder über den Urin ausgeschieden wird. Das ist aber leider ein Test, der nicht von allen Laboren durchgeführt wird, sodass man das vielleicht nicht überall machen lassen kann. Da muss man sich vielleicht dann zuerst erkundigen. Genau. Dann komme ich direkt weiter zum Selen. Das Selen ist, wie vorhin schon gesagt sehr sehr wichtig für die Schilddrüsenhormone und ist auch wichtig für den Zellschutz. Beim Selen ist es so, dass man das im Serum messen kann oder man kann eine sogenannte Vollblut-Untersuchung machen. Das wird dann in den Erythrozyten gemessen und gibt uns an wie die Langzeit-Versorgung ist, also wie gut der Organismus insgesamt mit Selen versorgt ist. Ist eine sehr sehr teure Untersuchung. Und da macht es durchaus auch Sinn zu überlegen, ob das sinnvoll ist gleich zu Beginn oder ob man da nicht eher am Anfang darauf achten möchte, wie die Aufnahme ist. Also dass man schaut, dass man immer genug Selen aufnimmt und dann eventuell im Verlauf einmal das testet. Aber das muss jetzt nicht unbedingt schon zu Beginn sein. Genau. Dann gehe ich weiter zum Zink. Zink ist sehr, sehr wichtig fürs Immunsystem, für die Wundheilung, auch für Haare und Nägel. Das spezielle am Zink ist, dass es eigentlich nur zu einem sehr, sehr kleinen Teil im Blut vorhanden ist und deshalb auch sehr, sehr schwer zu testen ist. Aus diesem Grund würde ich eine Zink-Untersuchung nicht unbedingt empfehlen. Man kann das testen, da kann man auch eine sogenannte Vollblut-Analyse machen. Das kann vielleicht einen Hinweis geben, aber da würde ich tatsächlich auch einfach drauf achten, dass man seine Zink-Versorgung ein bisschen im Auge behält, da einfach guckt, dass man da genug aufnimmt. Und wenn es Hinweise geben sollte, dass da ein Mangel bestehen könnte, könnte man das untersuchen. Aber man muss das Resultat einfach ein bisschen mit Vorsicht interpretieren.

00: 13:44Sanja Middelhoff: Okay.

00: 13:45Aisha Abu El Ela: Genau. Dann gehe ich weiter zum Kalzium. Kalzium ist sehr wichtig für die Knochen und Zähne, hat aber auch wichtige Funktionen bei der Blutgerinnung und der Muskel-Funktion und ist ähnlich wie auch das Zink eigentlich nur zu einem sehr, sehr kleinen Teil im Blut vorhanden. Der größte Teil ist in den Knochen und in den Zähnen. Weiter wird auch der Kalzium-Spiegel sehr sehr gut reguliert vom Körper. Wenn da zu wenig Kalzium ist, dann wird das beispielsweise aus den Knochen freigesetzt. Das wird sehr, sehr eng reguliert und deshalb ist eine Messung vom Kalzium nicht wirklich aussagekräftig bezüglich der Versorgung über die Ernährung. Es zeigt einem einfach, dass dieser Regel-Kreislauf gut funktioniert, aber leider keinen Rückschluss auf die Ernährung. Dann gibt es noch das Vitamin B2 oder das Riboflavin. Das kann man auch im Vollblut beispielsweise testen. Oder die sogenannte Aktivität der Erythrozyten-Glutathion-Reduktase, wo das Vitamin B 2mit involviert ist. Das ist dann auch einfach ein Hinweis auf den Riboflavin-Status. Und zu guter Letzt komme ich noch zu den essentiellen Fettsäuren, da gehören Omega sechs und Omega drei dazu. Die kann man durchaus auch im Blut testen. Man kann da beispielsweise den Omega drei Index testen. Da werden die zwei wichtigen Omega drei Fettsäuren EPA, die Eicosapentaensäure und DHA, Docosahexaensäure, getestet, also im Verhältnis zu allen Fettsäuren, die man hat. Und das gibt dann so einen Index, der einem anzeigt, wie die Versorgung mit diesen Fettsäuren ist. Es ist tatsächlich auch jetzt ein Marker, den ich nicht unbedingt gleich zu Beginn untersuchen würde, würde ich mich auch mehr auf die auf die Versorgung fokussieren. Und im Verlauf, wenn man das mal testen möchte oder wenn es Hinweise gibt, dass man da unterversorgt ist, kann man das untersuchen lassen.

00: 16:19Sanja Middelhoff: Das war jetzt eine ganz schöne Informationsflut. Genau. Aber du hast ja auch jetzt diese ganzen Fachbegriffe genannt und ich finde das eigentlich super interessant zu wissen, weil wenn man jetzt zum Beispiel sein Eisen testen lassen will und dann steht jetzt zum Beispiel auf dem Laborergebnisse Ferritinwert, dann weiß man jetzt auf jeden Fall, was damit gemeint ist und dass man auch das Richtige testen lassen hat. Genau. Und wie gesagt, da schreiben wir dann alles noch mal auf und dann kann man sich vielleicht ein Zettel und Stift nehmen, sich das mal aufschreiben und wenn man dann beim Arzt oder bei der Ärztin anruft, genau danach fragen. Dann gehen wir mal weiter, direkt zu meiner nächsten Frage. Und da geht es eben genau um das. Ich habe mich nämlich gefragt, wenn ich jetzt beim Arzt oder bei der Ärztin anrufe und ich möchte mein Blut checken lassen, wonach muss ich dann fragen? Also was soll ich sagen? Ich bin da immer so ein bisschen überfordert und ich glaube vielen, die jetzt vor allem gerade anfangen, vegan zu ernähren, könnte es auch so gehen.

00: 17:12Aisha Abu El Ela: Genau. Also gehen wir doch gerne noch mal die wichtigsten Labortests durch. Also für das Eisen fragst du am besten nach dem Serumferritin, dem Hämoglobin und dem CRP oder bzw. dem Serumferritin, dem kleinen Blutbild und dem CRP. Dann für das B12: Frag sie nach dem Holotranscobalamin. Wenn das im Graubereich ist oder nicht so ganz schlüssig ist, dann kann man noch die Methylmalon-Säure im Urin testen. Dann das Vitamin D. Da testet man das Chalcidion oder das 25 Hydroxycholecalciferol im Blut. Dann eben wie gesagt, Kalzium: Da es nicht wirklich einen guten Bluttest. Das würde ich vor allen Dingen über die Aufnahme checken. Also einfach, dass man da gut drauf achtet, dass die Aufnahme ausreichend ist. Dann eben das Zink. Das ist auch ein Wert, den man nicht so gut testen lassen kann. Man kann es wie gesagt im Vollblut testen lassen, das gibt einem eventuell einen Hinweis, aber ist nicht so aussagekräftig. Dann das Selen kann man im Serum testen oder im Vollblut. Für das Jod testet man die Jod-Ausscheidung im Urin. Für das Riboflavin oder das B 2 kann man das im Vollblut testen oder die Aktivität der Erythrozytenglutationreduktase. Da ist eben B2 ein Co-Faktor davon. Und für die Fettsäuren kann man den Omega drei Index testen lassen. Das wird im roten Blutkörperchen getestet. Genau. Ich würde aber sagen tatsächlich, dass man da schauen muss, was man wirklich braucht. Ich glaube, das macht eben auch Sinn mit dem Arzt oder mit der Ärztin zu gucken, welche Tests sinnvoll sind. Was ich auf jeden Fall empfehlen würde, ist das B12, das Eisen und das Vitamin D. Einfach auch zur Standortbestimmung. Die anderen Tests kann man schauen, ob man das im Verlauf testen möchte. Vielleicht gibt's Vorbelastungen durch Vorerkrankungen, ob das vielleicht Sinn macht, zum Beispiel Jod, wenn eine Schilddrüsen-Erkrankung bekannt ist. Genau da würde ich einfach individuell schauen, wie man das testen möchte.

00: 20:00Sanja Middelhoff: Okay, aber es reicht quasi aus, wenn ich dann anrufe und sage ich ernähre mich vegan und würde gerne die und die Stoffe testen lassen, dann weiß der Arzt oder die Ärztin ja auch erst mal Bescheid.

00: 20:10Aisha Abu El Ela: Oder auf jeden Fall .

00: 20:13Sanja Middelhoff: Genau. Ich hatte das auch schon mal versucht und da hatte die Ärztin mir gesagt: "Möchtest du denn ein großes oder ein kleines Blutbild machen?" Und da wäre dann meine Frage an dich: Was ist überhaupt der Unterschied und was würde ich in dem Fall dann sagen?

00: 20:27Aisha Abu El Ela: Genau. Also das kleine Blutbild gibt dir Auskunft über die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen und über die Blutplättchen und das Hämoglobin. Und es gibt auch an, wie der Volumen-Anteil der roten Blutkörperchen ist - das ist der sogenannte Hämatokrit - das Volumen der roten Blutkörperchen und ihr Hämoglobin-Gehalt; und beim großen Blutbild werden zusätzlich noch die weißen Blutkörperchen nach ihren verschiedenen Zelltypen differenziert. Da gibt es verschiedene Untergruppen. Das macht man beispielsweise bei einer Infekt-Diagnostik im Fall. Aber wenn man jetzt eben Nährstoffe prüfen lassen will, dann reicht das kleine Blutbild aus für die Information.

00: 21:15Sanja Middelhoff: Okay, dann weiß man Bescheid, wenn man dann beim Arzt oder bei der Ärztin sitzt, was man dann antworten muss? Sehr gut. Du hattest ja eben schon mal angesprochen, dass ein Blutbild nicht immer unbedingt ausreicht, um sicherzugehen, dass man mit allen Nährstoffen gut versorgt ist. Warum ist das denn dann so?

00: 21:34Aisha Abu El Ela: Das Blutbild kann eigentlich je nachdem die Folgen anzeigen. Wenn beispielsweise ein Nährstoff-Mangel bestehen würde. Denn es zeigt ja zum Beispiel an, sind genug rote Blutkörperchen da? Wie ist das Hämoglobin? Aber es zeigt nicht die einzelnen Vitamine oder Spurenelemente. Die werden nicht direkt gemessen. Und das sollte man halt in Kombination prüfen, damit man da auch die richtigen Rückschlüsse ziehen kann. Denn beispielsweise ein erniedrigtes Hämoglobin kann auch andere Ursachen haben, nicht nur die Ernährung. Und wenn man das kombiniert, dann hat man da auf jeden Fall mehr Informationen.

00: 22:23Sanja Middelhoff: Also noch mal kurz zum Verständnis So ein einfaches Blutbild reicht da nicht unbedingt aus. Und deswegen sollte ich dann noch die diese Nährstoffe, die wir eben besprochen haben, einfach noch mal zusätzlich testen lassen.

00: 22:33Aisha Abu El Ela: Ganz genau. Ganz genau.

00: 22:35Sanja Middelhoff: Alles klar. Okay. Und dieses Blutbild, wovon wir jetzt gerade sprechen. Kann ich das nur bei Ärz:tinnen machen oder gibt es da noch andere Möglichkeiten?

00: 22:45Aisha Abu El Ela: Es gibt durchaus auch die Möglichkeit von sogenannten Walk in Laboren, also wo man einfach nur die Labor-Prüfung macht, ohne dass man zum Arzt geht. Ich würde aber durchaus auch gerade am Anfang empfehlen, dass man das in ärztlicher Absprache macht, gerade beispielsweise beim Hausarzt. Der kennt einen auch schon, kennt die medizinische Vorgeschichte und ich glaube, das macht Sinn, dass man das gerade auch am Anfang abspricht und dann, falls bereits irgendwelche Auffälligkeiten sind, dass man da dann das weitere Prozedere besprechen kann.

00: 23:27Sanja Middelhoff: Das sind ja jetzt schon so ein paar Nährstoffe, die man überprüfen lassen sollte. Kannst du ungefähr sagen, was das kostet? Also womit ich rechnen muss? Weil wenn ich jetzt zum Beispiel gerade angefangen habe zu studieren, da hat man es ja vielleicht nicht immer so dicke. Dass man vielleicht weiß, worauf man sich da einstellen muss.

00: 23:43Aisha Abu El Ela: Genau. Wie man hört, wahrscheinlich, komme ich aus der Schweiz. Ich habe mir da auch mal die die Preise angeschaut, die sind höher als in Deutschland. Aber wenn ich jetzt alle Werte machen würde, die ich aufgezählt habe, dann sind das schon knapp 500 Franken. Also sind zwar 450 € - 460 €, was natürlich ein sehr, sehr großer Betrag ist, was natürlich auch ein Grund ist, dass man sich überlegt, was ist überhaupt sinnvoll? Einfach drauf los zu testen, das bringt auch nichts. Das ist so ein bisschen eine Abwägung, die man machen muss. Genau deshalb ist es auch ein Grund für mich, da zu empfehlen, dass man das eben auch in ärztlicher Absprache macht, weil da dann einfach sichergestellt ist, dass auch Risikofaktoren wie Vorerkrankungen mit berücksichtigt werden. Und dann kann man schauen, was Sinn macht zu testen.

00: 24:42Sanja Middelhoff: Das ist ja doch schon einiges an Geld, wenn man jetzt zum Beispiel studiert - und wir sind tatsächlich die einzige Krankenkasse, die die Kosten jetzt zum Beispiel für die regelmäßige Überprüfung des Versorgungs-Status bei zum Beispiel Vitamin B12 über das Bonusprogramm erstattet. Dazu kann ich aber auch mehr noch mal in den Shownotes verlinken, dann könnt ihr einfach auf die Website klicken und da noch mal Genaueres zu lesen. Wenn ich jetzt aber nicht bei der BKK ProVita bin, kann man sich das Geld sonst irgendwie zurückholen.

00: 25:11Aisha Abu El Ela: Also das ist tatsächlich abhängig davon, ob quasi eine Indikation besteht, also wenn der Arzt das Labor verordnet. Also wenn da eine Indikation besteht, weil zum Beispiel Symptome vorhanden sind, dann wird das meist von der Krankenkasse übernommen, ansonsten muss es selber bezahlt werden und das ist je nachdem auch unterschiedlich zwischen den Krankenkassen. Das lohnt sich auf jeden Fall, da nochmal genauer nachzufragen.

00: 25:42Sanja Middelhoff: Hm, wir haben zu dem Thema auch noch eine Frage von einer Hörerin bekommen. Ich spielte dir mal kurz ab.

00: 25:49Aisha Abu El Ela: Gerne.

00: 25:50Hörerin: Und was mache ich, wenn rauskommt, dass meine Blutwerte nicht passen? Was werden hier die nächsten Schritte?

00: 25:56Aisha Abu El Ela: Da komme ich wieder darauf zurück, dass es eben alles sehr, sehr individuell ist. Denn was man natürlich sich überlegen muss: 'okay, warum sind denn die Blutwerte überhaupt nicht normal? Was könnte der Grund dafür sein?' Ich glaube, was oft so ein bisschen verleitet ist, dass vieles dann gerne auf die Ernährung geschoben wird und dass man das andere dann ein bisschen außer Acht lässt, was man natürlich unbedingt lassen sollte, denn es können natürlich auch andere Gründe für Mängel bestehen, was jetzt nicht direkt von der pflanzlichen Ernährung herrührt. Genau da muss man schauen Wie ist die persönliche Geschichte? Sind da Medikamente im Spiel, Vorerkrankungen etc.? Dann kommt es natürlich auch drauf an, wie die Werte sind, also wie tief sie sind. Und dann sollte man durchaus besprechen, ob da gegebenenfalls ein Supplement in Frage kommt und wie das dann verabreicht werden muss. Weil bei manchen gibt es natürlich dann die Möglichkeit, das einzunehmen als Tablette. Es gibt intravenöse Supplemente beispielsweise beim Eisen und das kommt dann natürlich auch sehr stark auf die Werte drauf an.

00: 27:07Sanja Middelhoff: Und das könnte ich aber auch dann einfach mit meinem Arzt oder meiner Ärztin besprechen.

00: 27:11Aisha Abu El Ela: Unbedingt, unbedingt.

00: 27:12Sanja Middelhoff: Jetzt kommen wir schon zu meiner letzten Frage. Und zwar: Wie reagiere ich denn, wenn jetzt mein Arzt oder meine Ärztin nicht unbedingt was von der veganen Ernährung hält und mir davon abrät? Das ist schon sehr oft vorgekommen. Was? Was mache ich dann genau?

00: 27:27Aisha Abu El Ela: Ja, es ist mir tatsächlich auch schon passiert. Genau. Also grundsätzlich kann ich auch aus persönlicher Erfahrung sagen, dass natürlich viele Mediziner sind nicht so offen gegenüber der veganen Ernährung, da sie sich erstens nicht gut damit auskennen, also nicht mit der Ernährung per se und dann auch nicht mit der veganen Ernährung. Und weil auch viele einfach schon per se das Gefühl haben, dass das halt zu Nährstoff-Mängeln führt.

00: 27:54Sanja Middelhoff: Ja.

00: 27:55Aisha Abu El Ela: Ich denke es ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert, dass man da ins Gespräch geht und das einfach mit dem Arzt bespricht. Denn ich glaube, es macht wirklich durchaus Sinn, dass man das gerade auch am Anfang in Begleitung mit einer Fachperson macht und da würde ich einfach das gut besprechen.

00: 28:17Sanja Middelhoff: Ach ja, und sagen wir jetzt mal, wir kommen da irgendwie gar nicht auf einen Nenner - also ich und meine Ärztin oder mein Arzt. Meinst Du, es wäre dann ratsam sich jemanden zu suchen, wo man weiß, er oder sie ist auch offen für die vegane Ernährung?

00: 28:32Aisha Abu El Ela: Ich glaube, wenn man das Glück hat und beispielsweise eine Fachperson, also einen Arzt oder eine Ärztin findet, die sich damit auskennt, dann ist das natürlich eine gute Option. Ansonsten macht es vielleicht auch Sinn, einfach auch die Labortests beim Arzt zu machen und das dann gegebenenfalls mit einer Fachperson zu besprechen, die sich damit auskennt oder die auch damit offen ist. Das wäre natürlich eine andere Möglichkeit. Da gibt es ja heutzutage auch viele, viele Möglichkeiten.

00: 29:08Sanja Middelhoff: Okay, Aisha. Ich glaube, dann haben wir es bis hierhin. Ich würde sagen, wenn man jetzt ein Bluttest machen will, ist man auf jeden Fall bestens informiert. Die ganzen Nährstoffe kann man sich auf jeden Fall rausschreiben und dann auch selbstbewusst beim Arzt oder bei der Ärztin anrufen. Vielen Dank für deine Zeit.

00: 29:23Aisha Abu El Ela: Vielen, vielen Dank, liebe Sanja, hat mir viel Spaß gemacht. Danke, dass ich hier sein durfte.

00: 29:28Sanja Middelhoff: Du hast eine Frage rund um das Thema "Vegan". Dann schick uns gerne eine Sprachnachricht per WhatsApp an die 015731830753. Die Nummer findest du natürlich auch in den Shownotes. Wir hören uns dann beim nächsten Mal.

00: 29:42Sprecher: Das war Studio Vegan, ein Podcast der BKK ProVita - Deutschlands erste Veggie freundliche und nachhaltige Krankenkasse.

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