#9 VEGAN NACHHALTIG KOCHEN mit Sophia Hoffmann

Shownotes

Vegan nachhaltig kochen durch Müllvermeidung, und dabei auch noch wohlschmeckende Gerichte zu kreieren, ist die sehr erfolgreiche Mission unseres heutigen STUDIO-VEGAN-Gastes Sophia Hoffmann. Sie erzählt im Gespräch mit unserer Moderatorin Sanja Middeldorf, wie sie als Köchin versucht, wenig Abfall zu produzieren. Dabei vermeidet sie nicht nur Plastikverpackungen, sondern auch Lebensmittelabfälle, indem sie die pflanzlichen Lebensmittel möglichst komplett verwertet. Das Prinzip Zero Waste beim Kochen gibt dem Ausspruch „Weniger ist Mehr“ eine ganz neue Bedeutung: Weniger Abfall führt zu mehr (veganem) Genuss!

Wer bisher Gemüse-Blätter und -Strünke weggeschnitten hat, erfährt nun, dass das gar nicht unbedingt nötig ist – und wie man sehr einfach herausfinden kann, welches Blattzeug sich zum Verzehr eignet.

Dazu gibt Sophia Hoffman praktische Tipps für den Einkauf und unzählige Anregungen, wie Gemüse und Co. gerettet werden können, selbst wenn sie schon ein wenig matt wirken. Wer ihr bei ihrer Aufzählung der schier unendlichen Zubereitungsmöglichkeiten zuhört, bekommt mit größter Wahrscheinlichkeit sofort Lust, selber kreativ zu werden und ihre Salatsuppe oder geraspelte Rohkostsalate auszuprobieren.

Du möchtest Sophias Tipps nochmal nachlesen? Dann hol dir jetzt unsere Checkliste zur Folge!

Stelle deine Fragen an unsere Studiogäste – per Sprachnachricht oder Text-Message an:

WhatsApp: 01573 183 07 53

**Weiterführende Links **

Transkript anzeigen

00: 00:01Sanja Middeldorf: Willkommen bei Studio Vegan - Ein Podcast der BKK ProVita - Deutschlands erste veggiefreundliche und nachhaltige Krankenkasse.

00: 00:10Sophia Hoffmann: Und wenn man so einen wertschätzenden Blick hat, dann sieht man auch so was wie altes Brot eher als Rohmaterial und nicht als Müll.

00: 00:18Sophia Hoffmann: Und was damit einhergeht, ist für mich auch immer Wertschätzung. Weil der Umkehrschluss von Verschwendung ist, finde ich, Wertschätzung.

00: 00:26Sophia Hoffmann: Wenn man es an der reinen Ökobilanz rechnet, ist man fast immer, wenn man sich vegan ernährt, nachhaltiger als wenn man zum Beispiel Fleisch isst.

00: 00:36Sanja Middeldorf: Hi, ich bin Sanja. Ich spreche heute mit Sophia Hofmann. Sie ist Autorin und vegane Köchin und setzt sich seit Jahren für Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein. Vor allem das Thema Lebensmittelverschwendung liegt ihr sehr am Herzen. Hi Sophia, schön, dass du da bist. Heute sprechen wir ja zusammen über die vegane Ernährung und Nachhaltigkeit, in dem Zusammenhang auch über Zero Waste.

00: 00:56Sophia Hoffmann: Ja, ja, vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich.

00: 00:59Sanja Middeldorf: Schön, dass du da bist. Also, ich habe ja gerade gesagt, es soll so ein bisschen um Zero Waste gehen. Das ist immer so ein Begriff - man kann sich was darunter vorstellen, aber vielleicht für Hörer:innen, die noch nicht so ganz in diesem Kosmos drin sind - vielleicht kannst du (für die) einmal kurz erklären, was das genau ist und wie man das auch mit einem veganen Lebensstil kombinieren kann

00: 01:18Sophia Hoffmann: Total gerne. Zero Waste ist ein englischer Begriff, der in den letzten Jahren sehr populär geworden ist. Heißt quasi direkt übersetzt einerseits kein Müll oder auch keine Verschwendung, das heißt, es kann sich auf ganz viele Themen beziehen. Das kann sich auch auf so Sachen wie Plastikverpackungen oder Müll einsparen beziehen. Aber natürlich geht es bei mir als Köchin mehr ums Thema Keine Verschwendung. Wir haben, wie wahrscheinlich viele Menschen mittlerweile wissen, ein sehr großes Lebensmittelverschwendungs-Problem in Deutschland. Also verschiedene Studien sprechen da von der Zahl zwischen zwölf und 18 Millionen Tonnen im Jahr und eben ganz viel davon auch in Privathaushalten. Und das, was ich eben versuche in meiner Arbeit zu vermitteln, ist wirklich die ganzheitliche Verwertung von Lebensmitteln. In meinem Fall ist die pflanzliche Küche die Basis dafür. Und was damit einhergeht, ist für mich auch immer Wertschätzung. Weil der Umkehrschluss von Verschwendung ist, finde ich, Wertschätzung. Und wenn man Produkte stärker wertschätzt, dann behandelt man sie auch anders. Da versuche ich einfach, Motivation zu bieten.

00: 02:29Sanja Middeldorf: Du bist ja selber auch vegan. Wie ist das denn bei dir gewesen? Warst du erst vegan und bist dann irgendwie durch so einen gewissen Lebensstil darauf gekommen? Oder war das schon immer bei dir ein Thema? Wie ist auch Zero Waste in Verbindung mit dem veganen Lifestyle so bei dir aufgekommen?

00: 02:47Sophia Hoffmann: Also bei mir war das schon immer ein Thema, auch als ich noch tierische Produkte konsumiert habe. Einfach durch mein Elternhaus, durch meine Kindheit. Ich bin so sozialisiert worden. Bei uns zu Hause wurde nichts weggeschmissen, wurde alles immer sehr ganzheitlich verwertet und das war mir früher nicht bewusst, weil wenn man mit etwas aufwächst, dann ist das so das Natürlichste der Welt. Und ich habe dann eigentlich erst auch schon, nachdem ich so meine ersten Bücher geschrieben hatte, durch meine Community und durch die Rückmeldungen auch von Leser:innen mitbekommen, dass das natürlich nicht für alle Leute selbstverständlich ist und viele einfach gar nicht wissen: Wie ist es jetzt? Welche Teile vom Gemüse kann man verwenden? Was ist mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum? Wie lange kann man was verwenden? Und das dann natürlich in Bezug auf die pflanzliche Küche auch umgesetzt. Und dann habe ich einfach gemerkt, okay, da gibt es ganz viele Wissenslücken und diese Lücken würde ich gerne füllen.

00: 03:44Sanja Middeldorf: Deswegen sprechen wir ja auch, dass wir da so ein paar Wissenslücken füllen können. Ich würde sagen, wir sprechen einmal ganz kurz über das "Müll-Thema" und dann gehen wir später noch mal auf dieses Lebensmittelverschwendungs- Thema ein. Wir richten uns ja an Hörer:innen, die gerade vegan werden und irgendwie eine Guideline brauchen. Und ich habe versucht mir das mal vorzustellen wenn man jetzt vegan wird und hat einfach eh schon super viel auf der Agenda, so mit Einkaufen und wie ersetze ich was und so ... wie ist es denn, wenn man dann direkt auch noch auf Plastikmüll zum Beispiel achten will? Das klingt ja immer sehr kompliziert. Ist das auch wirklich so kompliziert oder doch im Alltag sehr leicht, irgendwie darauf zu achten, darauf zu verzichten?

00: 04:31Sophia Hoffmann: Jein. Also ich glaube, das kommt schon immer ein bisschen auf die Infrastruktur an. Wenn man jetzt natürlich in einer großen Stadt wie Berlin lebt, würde ich behaupten, ist es wahrscheinlich bei Verpackungsmüll einfacher. Ich finde, man muss auch immer so mit einer Sache anfangen, wenn man jetzt sagt: okay, ich kaufe mir ab und zu eine Fleischalternative oder Ersatzprodukte, die sind halt oft plastikverpackt, oder jetzt auch vielleicht bei einer pflanzlichen Milch oder so... aber eigentlich gibt es in all diesen Bereichen, also gerade bei Milchprodukten gibt es ja häufig mittlerweile auch schon Pfandmöglichkeiten und man kann ja wirklich mal bei einer Sache anfangen. Ich finde es immer ganz wichtig zu betonen Zero Waste ist irgendwie .... also die hundertprozentige Müllvermeidung ist, glaube ich, in unserer Gesellschaft unmöglich. Und man sollte sich da auch keinen dollen Stress machen, sondern zum Beispiel mal an einer Stelle anfangen, wie bei Obst und Gemüse. Und wenn ich jetzt zum Beispiel im Biosupermarkt einkaufe oder auch auf einem Markt, dann sind ja diese frischen Lebensmittel fast immer unverpackt. Und dann kann man ja auch selber gut seine Stoffbeutel mitbringen. Oder diese kleinen Beutel, die es mittlerweile gibt. Oder auch so beim Thema, wenn man zum Bäcker geht. Das ist vielleicht beim ersten Mal komisch, wenn man dann sein eigenes Stoffsäckchen mitbringt, aber das ist mittlerweile wirklich kein Problem mehr zu sagen "Können Sie mir das da rein packen?" Und ich finde, das ist mehr so eine Frage des Mindsets. Also einfach mal an einer Stelle anfangen, nicht diesen Anspruch haben, alles in Anführungsstrichen richtig machen zu müssen, sondern einfach da, wo es geht, versuchen Verpackungsmüll zu vermeiden. Oder wenn man Unverpackt-Laden hat in seiner Nachbarschaft vielleicht so was nutzen. Oder es gibt ja auch viele Läden, die jetzt kein kompletter Unverpackt-Laden sind, aber schon diese Abfüll-Stationen haben oder vielleicht eine Bio-Kiste oder eine Genossenschaft. Da irgendwie sein Gemüse zu beziehen, das macht schon mal einen großen Unterschied.

00: 06:21Sanja Middeldorf: Voll. Also eher so step by step, dass man irgendwie sagt "Ja, ich fange jetzt hier mal mit einer Sache an und dann schaue ich mal", weil sonst man vielleicht am Anfang so ein bisschen überfordert.

00: 06:30Sophia Hoffmann: Total. Und das Gleiche ist ja auch so ein Thema wenn man unterwegs ist: Thema Wasserflasche, Thema Kaffeebecher, Coffee to go. So was, finde ich, kann man sich total leicht angewöhnen. Da gibt es ja auch schon tolle Produkte mittlerweile, die super langlebig sind, die schön ausschauen, wenn man sich das einfach angewöhnt zu sagen okay, ich nehme jetzt nicht den Einwegbecher jedes Mal oder ich nehme mir immer eine Wasserflasche mit. Das ist keine große Umstellung und so was macht auch schon einen Unterschied.

00: 06:57Sanja Middeldorf: Hm, du hast ja gerade auch schon diese kleinen Sachen angesprochen. Also jetzt zum Beispiel das mit der Wasserflasche oder beim Bäcker. Wo kann man denn so im Alltag noch drauf achten? Also was würdest du sagen, was sind so deine Top Tipps, dass man jetzt irgendwie Müll vermeidet im Alltag.

00: 07:12Sophia Hoffmann: Im Alltag? Also wie gesagt, ein Tipp ist wirklich dieser Obst-Gemüse-Einkauf. Also da wirklich zu gucken, dass man Sachen unverpackt kauft, ist ja auch oft praktischer, wenn man dann nicht so Gebinde kaufen muss. Aber oft. Das wäre nämlich auch mein zweiter Tipp, den ich dann immer beim Thema Lebensmittelverschwendung bringen muss. Wir kaufen alle tendenziell zu viel, aber natürlich ist es leichter, zu viel zu kaufen. Wenn ich in den Supermarkt gehe, wo ich ein Angebot bekommen, wo soundso viel Pfirsiche in so einer Plastikbox drin sind, als wenn ich irgendwie wo einkaufen gehe, wo ich die Pfirsiche einzeln in die Hand nehmen kann und nur so viel kaufen muss, wie ich vielleicht an dem Tag essen kann. Und was mir mal ganz wichtig ist: Viele Menschen denken, wenn sie zum Beispiel in so einen Discounter-Supermarkt gehen, das ist günstiger, weil sie dann eine größere Menge für ihr Geld kriegen. Aber sehr häufig sind diese Produkte dann zum Beispiel noch gar nicht richtig reif, oder oft werden die auch zu Hause gar nicht mehr richtig reif oder die Hälfte fängt dann zu schimmeln an. Also man muss sich so ein bisschen fragen was habe ich am Ende davon, dass ich mehr gekauft habe? Und also ganz banal - das klingt jetzt wirklich banal - aber grundsätzlich weniger versuchen einzukaufen und gezielter und ein bisschen geplanter einzukaufen. Wir sind es natürlich sehr gewohnt, egal in welchen Laden wir gehen, dass wir beworfen werden mit Angeboten und möglichst billig und so, aber sich ein bisschen Gedanken zu machen, zum Beispiel gerade jetzt im Sommer diese ganzen Obst-Sachen, so was wie Steinobst, Pfirsiche, Aprikosen, Beeren, das ist wahnsinnig ... ja, wie soll man sagen ... empfindlich. Das hält auch nicht lang. Also sowas würde ich zum Beispiel immer empfehlen, nur Tagesfrisch einzukaufen und dann am besten gleich zu essen. Und wenn man es nicht schafft, es gleich zu essen, kann man es kurz in Mixer schmeißen, ein Püree draus machen und dann hält es im Kühlschrank noch ein paar Tage, dann kannst du ein Smoothie draus machen. Oder kannst du dir ein Eis draus machen oder es ins Müsli geben und hast es sozusagen auch noch mal gerettet vor der Verschwendung.

00: 09:08Sanja Middeldorf: Du hast ja jetzt gerade auch schon direkt dieses Lebensmittelverschwendungs-Thema mit eingebracht. Da würde ich auch noch so ein bisschen den Fokus drauf legen.

00: 09:15Sophia Hoffmann: Genau da bin ich gleich rüber gesprungen.

00: 09:18Sanja Middeldorf: Da hast Du mir auf jeden Fall schon eine gute Vorlage gegeben. Da wäre meine Frage: Wie kann ich denn - das ja auch sowieso immer so ein Thema - wie kann ich vegan und nachhaltig leben, das auf der einen Seite, und da auch so wenig wie möglich wegwerfen, also geht das überhaupt? Oder hat man da Schwierigkeiten, das zu vereinbaren? Also vegan und nachhaltig?

00: 09:41Sophia Hoffmann: Okay, wo fange ich an? Also wenn man es an der reinen Ökobilanz rechnet, möchte ich jetzt behaupten, ist man fast immer, wenn man sich vegan ernährt, nachhaltiger als wenn man zum Beispiel Fleisch isst. Also diese Rechnung von wegen wie viel Wasser, wie viel CO2 wird gebraucht, um zum Beispiel ein Kilo Butter zu erzeugen im Vergleich zu einem pflanzlichen Öl oder zu einer Margarine? Und ich habe mal diese Ökobilanz-Rechnung von einem befreundeten veganen Käsehersteller gehört, der quasi auf Cashewbasis Käse produziert, gereiften Käse, der wirklich gesagt hat, ich habe das ausrechnen lassen, selbst wenn ich Bio-Nüsse, also Cashews aus Südostasien, beziehe ist meine Ökobilanz besser, als wenn es ein Kuhmilch Produkt ist. Also ich finde das ist ganz wichtig im Hintergrund zu behalten. Nichtsdestotrotz sollte ich mich jetzt vielleicht nicht jeden Tag nur zu 100 % von Cashew Nüssen und Avocados ernähren. Das geht ja auch ins Geld. Also ich glaube, wenn man sich vegan ernährt würde ich immer empfehlen, oder ist auch meine Philosophie, immer bei der saisonalen regionalen Küche anzusetzen; die sozusagen als Basis zu nehmen fürs Kochen, für die Ernährung und da drauf sich dann ab und zu diese Add-ons zu gönnen, wie eben Nüsse oder Früchte, die von weiter herkommen. Aber wirklich als Basis. Das ist auch für den Geldbeutel natürlich günstiger, wenn wir mit den lokalen Lebensmitteln arbeiten und dann wirklich so was wie Hülsenfrüchte, Linsen und so weiter. Das ist ja auch nicht teuer. Also ich glaube, teuer wird pflanzliche Ernährung immer in dem Moment, wo ich ganz viele Fleisch- Alternativen oder Ersatzprodukte kaufe. Aber so viele brauche ich eigentlich gar nicht.

00: 11:38Sanja Middeldorf: Du hast jetzt auch gerade schon mal konkrete Lebensmittel angesprochen und es eben auch schon ein bisschen angeschnitten. Total oft weiß man ja gar nicht, wenn ich jetzt irgendwie Gemüse schnibbel oder so: Was, kann ich davon jetzt wirklich noch verwenden? Was schmeiß ich weg? Also man schmeißt ja jetzt zum Beispiel beim Brokkoli oft den Stängel weg, obwohl man das gar nicht muss. Hast du da vielleicht so ein paar Beispiele und auch Tipps von Lebensmitteln, wo man das einfach oft nicht weiß, wo man drauf achten kann, dass man das einfach mit verwendet?

00: 12:08Sophia Hoffmann: Absolut. Ich habe mich da in den letzten Jahren ja auch viel damit beschäftigt, habe mich auch viel damit beschäftigt, warum das so ist und warum das teilweise früher nicht so war. Finde ich auch ganz spannend, weil man könnte natürlich einerseits sagen, es ist so ein bisschen auch ein Luxusproblem, dass man sich auf gut Deutsch es leisten kann, einen so großen Teil des Gemüses wegzuschmeißen. Aber ich glaube, es kommt teilweise auch daher, dass so in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg natürlich auch die konventionelle Landwirtschaft immer stärker wurde. Und ich hatte es mal in einem Gespräch mit meinem Vater auch so diesen Gedanken, dass man dann irgendwann nicht mehr gewusst hat, was ist jetzt mit Pestiziden belastet. Also da wäre dann eher so das Thema "Gemüseblätter" zum Beispiel, dass man da irgendwie sagt "Oh, das mache ich lieber weg, weil wer weiß, vielleicht ist es gespritzt." Deshalb würde ich, wenn ich so Blätter zum Beispiel mit verwende, würde ich immer empfehlen nur bei Gemüse in Bioqualität. Aber was man wirklich sagen kann, ist, und das wäre auch meine Faustregel: Es gibt eigentlich fast nichts, was man nicht roh genießen kann. Also Kartoffeln sollte man nicht unbedingt roh essen, aber fast alles kann man roh essen. Und ich empfehle dem Menschen wirklich immer einfach mal rein zu beißen. Das klingt jetzt ganz banal, aber du kannst sogar einen Brokkolistiel roh essen. Man kann das fein raspeln und mit in den Salat geben. Ist überhaupt kein Problem. Ich hatte das vor ein paar Jahren mal, ich habe früher immer die ich Strünke auch aus dem Wirsing rausgeschnitten und irgendwann habe ich einfach mal rein gebissen und festgestellt, das ist eigentlich ganz knackig und frisch und lecker. Also das wäre wirklich meine Empfehlung, sich wirklich mal zu trauen, was zu probieren und dann irgendwie zu merken, dass man es echt gut mitessen kann und sich auch bewusst machen. Also gerade das Thema Gemüseblätter: wir kennen das alle aus dem Supermarkt. So beim Kohlrabi werden die immer schön weggemacht oder bei Möhrengrün oder bei Rote Beete sind auch oft Blätter mit dabei. Radieschen ist auch so ein Thema, wenn man sich das überlegt: Eigentlich ist es noch mal ein Riesenteil vom Gemüse, den man gratis mit dazubekommt und du kannst alle diese Gemüseblätter ganz ähnlich wie Mangold oder Blattspinat zum Beispiel verarbeiten. Also du kannst die super dünsten, kannst die super in die Suppe mit reingeben in den Nudelsoße mit reingeben. Manche davon, die ein bisschen kleiner und zarter sind, kann man auch super in Salat mit reingeben. Also es spricht nichts dagegen, diese Blätter zu essen, aber man muß sich natürlich man muss mal reinbeißen und gucken, wie hart ist das, wie weich ist das? Ist das lieber was, was ich vielleicht kochen würde? Ist es was, was ich roh essen will? Also ich versuche wirklich immer zu appellieren, da auch so auf sein Bauchgefühl zu bauen und sich einfach mal zu trauen. Weil es passiert nichts, wenn man diese Sachen mitisst.

00: 14:46Sanja Middeldorf: Ja - voll der Live-Hack auf jeden Fall, dass man dann einfach mal reinbeißt und mal schaut. Das habe ich auch noch nie gehört. Aber es ist auch, finde ich, mega interessant. Das ist echt ein guter Tipp.

00: 14:57Sophia Hoffmann: Ganz ehrlich, ich habe - ganz witzig - zum Beispiel: Ich bin in so einer Genossenschaft, über die ich immer eine Bio Kiste bekomme und wir machen einmal im Jahr so Koch-Abende zusammen und dann ging es zum Beispiel um das Thema Mangold und dann haben wir zusammen in der Gruppe drüber nachgedacht: Mangold, kann man den eigentlich auch roh essen? Hat den schon mal jemand roh gegessen? Meistens dünstet man den oder brät den an und dann haben wir es einfach ausprobiert. Und ich kann dir ganz ehrlich sagen, es war kein Erfolg, es hat einfach nicht gut geschmeckt. Und jetzt wissen wir: Mangold lieber nicht roh essen, aber es passiert nichts. Das ist jetzt nicht giftig oder schädlich oder so, genau.

00: 15:33Sanja Middeldorf: Ja, da kann man halt irgendwie mal so ein bisschen wieder auf seine Sinne vertrauen.

00: 15:37Sophia Hoffmann: Genau. Und ich glaube, das haben wir alle so ein bisschen verlernt. Und das ist so ein bisschen mein Wunsch, dass sich Menschen mehr trauen, in ihr Essen einfach mal reinzubeißen.

00: 15:46Sanja Middeldorf: Du hast ja auch zu diesem Thema ein Buch geschrieben. Was würdest du denn sagen? Was sind so deine Top-Rezepte? Vielleicht kannst du mal so 1, 2, 3 nennen. die wirklich bei Lebensmittelverschwendung, ich sag mal: in Anführungszeichen, greifen. Also du hast ja zum Beispiel schon gesagt, Möhrengrün in der Suppe. Hast du da vielleicht so einfach ein paar Tipps und Rezepte für die Hörer:innen?

00: 16:07Sophia Hoffmann: Ja, also ich habe diesen extrem sperrigen Begriff, den ich aber total liebe in Bezug auf das Thema: Konsistenzveränderung. Man kann mit Konsistenzveränderung total viel noch rausholen aus einem Lebensmittel, egal ob das jetzt ... Ich gebe mal ein paar Beispiele: das kann sein, dass man was püriert. Das wäre zum Beispiel ein Pesto aus etwas zu machen oder eine Sauce oder eine Suppe aus etwas zu machen. Da hätten wir die Gemüseblätter oder da hätten wir ... ich habe in meinem neuen Buch auch ein Rezept für eine Salatsuppe. Klingt erst mal auch ungewöhnlich, ist aber super lecker. Oder ich meine, Gemüsesuppe kennt man ... dass man Dinge einfach dadurch, dass man sie püriert, noch mal feiner macht. Ich habe auf meiner Website ein ganz tolles Rezept für eine Kohlrabischalensuppe. Da verwende ich sozusagen die Schalen vom Kohlrabi, koch die auch noch mal weich und mache eine ganz cremige Suppe draus. Also pürieren wäre so ein Thema. Dann kann man oft Gemüse zum Beispiel noch mal aufwerten, indem man es raspelt. Egal ob man das jetzt mit der Hand oder in so einer Küchenmaschine macht, dass man zum Beispiel so ein Coleslaw, einen Rohkostsalat, draus macht und vieles, was vielleicht schon so ein bisschen schlappi und müde ist wie eine Möhre oder so, kriegt dadurch noch mal ein neues Leben; oder ein Apfel, der schon irgendwie zwei Stellen hat oder so, da kann man einen tollen, leckeren, gesunden Rohkostsalat draus machen. Also dieses Thema Konsistenzveränderung ... was auch eine Konsistenzveränderung ist, ist zum Beispiel Lebensmittel zu trocknen. Und da ist eines meiner absoluten Lieblings-Rezepte mit altbackenem Brot. Also wenn du merkst, du hast zu viel Brot zu Hause und das kommt nicht mehr weg, das am besten schon in Scheiben schneiden, dünn, und einfach bei Zimmertemperatur trocknen lassen. Wenn es nicht feucht wird, hält sich das ewig. Du kannst natürlich einerseits zum Beispiel Semmelbrösel drüber machen, die du dann auch wieder für verschiedene Dinge verwenden kannst. Ich habe auch Rezepte in meinen Büchern, wo ich mit Semmelbröseln backe, zum Beispiel, wo ich die statt einem Mehl verwende, für eine Quiche oder eine Schokoladen-Tarte. Aber eins meiner absoluten Lieblingsrezepte sind die sogenannten Brotlinge und das ist einfach eine Art Frikadelle ohne Fleisch, also nur auf der Basis von altbackenem Brot. Und da kommen dann noch Würzzutaten mit rein, also zum Beispiel Kapern, getrocknete Tomaten, Zwiebelwürfel, Kräuter, ein bisschen Senf und es wird dann einfach geknetet. Und das sind dann so richtige Bratlinge und es ist wirklich spannend, weil die Leute denken immer, da muss noch irgendwie Ei oder irgendwas zur Bindung mit rein. Aber dadurch, dass Brot Gluten enthält, hat das eine super Bindung und die kann man dann einfach in der Pfanne anbraten. Und das ist für mich so ein Rezept, das kann wirklich jeder zu Hause nachmachen und meistens hat man immer noch ein bisschen Brot irgendwo rumliegen. Und auf all diese Gerichte trifft diese Idee der Konsistenzveränderung zu. Und wie gesagt, also damit kann man viel rausholen.

00: 18:54Sanja Middeldorf: Voll. Vor allem das auch, was du gerade gesagt hast mit der Kohlrabi. Ich habe zum Beispiel immer von meiner Oma gelernt, dass man das super dick abschneiden muss. Also deswegen war ich auch gerade super überrascht: So, kann man das essen? Ich habe es nämlich immer weggeschnitten. Aber das ist auch echt interessant. Das wusste ich gar nicht.

00: 19:10Sophia Hoffmann: Genau, die Kohlrabiblätter kannst du natürlich auch mit verwenden und das ist zum Beispiel historisch wieder spannend. Also ich weiß natürlich nicht, wie deine Oma zu der Erkenntnis gekommen ist oder zu dem Gedanken. Aber wenn man sich so alte Kochbücher anschaut, zum Beispiel vom Anfang 20. / Ende 19. Jahrhundert, da wurden die Kohlrabi Blätter ganz selbstverständlich mitverwendet. Und was vielleicht auch noch spannend ist, jetzt so ernährungstechnisch, viele dieser Gemüseblätter haben noch mal ein ganz anderes Nährstoffspektrum als das Gemüse selbst. Also man schmeißt damit wirklich auch mehr Nährstoffe in die Biotonne. Und das ist eigentlich super schade. Und ich glaube was ganz wichtig ist, in dem Kontext zu erwähnen: Also natürlich sollte man keine Teile vom Obst und vom Gemüse verwenden, die schon schimmeln oder die schon faulig sind. Ich glaube, das ist ziemlich klar. Klar, wenn was irgendwie schon so ausschaut, dass ich mir denke .... Mmmh ... aber auch hier: ich glaube aufs Bauchgefühl und auf den gesunden Menschenverstand hören, wenn was nur ein kleines bisschen angeschlagen ist, ist wirklich kein Problem, dann schneidet man es raus. Aber solange was noch tipptopp ist, kann man das alles mitverwenden.

00: 20:16Sanja Middeldorf: Ich meine also, was du jetzt gerade eben gesagt hast, auch mit dieser Möhre, wenn dir schon so ein bisschen labberig ist, da muss man sich, glaube ich, auch mal so ein bisschen überwinden und dann merken, dass es überhaupt nicht jetzt krass anders schmeckt oder so.

00: 20:27Sophia Hoffmann: Total.

00: 20:28Sanja Middeldorf: Auch so ein Denken.

00: 20:29Sophia Hoffmann: Klar, und der Supertipp für die Möhre - und das funktioniert mit einigen Gemüsen: Das ist ja eigentlich nur ein Wasserverlust, den die Möhre erfahren hat. Also was wirklich gut funktioniert, ist, die Möhre auch für ein paar Stunden in ein Glas mit Wasser zu stellen. Das geht nicht in einer halben Stunde, aber so ein paar Stündchen und dann saugt die sich wieder auf und dann wird die auch wieder knackig.

00: 20:50Sanja Middeldorf: Das ist natürlich auch so ein Ding. Das wissen viele Leute nicht, dass dann einfach das Wasser irgendwie entweicht. Und ja, eigentlich ist überhaupt nichts Schlimmes damit passiert bisher.

00: 20:59Sophia Hoffmann: Genau, genau. Und das ist das, was ich versuche, sowohl in meinen Büchern, aber auch so in meiner Arbeit, einfach auch diese ganzen.... es gibt total viele so Mythen, auch in Bezug aufs Lebensmittel und auch die habe ich mir mal so ein bisschen genauer angeschaut. Also das kein Mythos, aber zum Beispiel das Thema Mindesthaltbarkeitsdatum ist ja auch ein Riesenthema. Viele Menschen wissen nicht, dass das sozusagen ein nur von der Industrie eingesetztes Datum, eher so eine Qualitätssicherung ist, dass das aber nicht ein Verzehrdatum ist, wie zum Beispiel bei Fleisch und Fisch, bei so leicht verderblichen Lebensmitteln. Also dass es überhaupt nicht stimmt, dass man was nicht mehr essen darf, wenn das MHD abgelaufen ist. Das ist eigentlich mehr eine Absicherung für den Hersteller in dem Moment, dass die Farbe, die Konsistenz und der Geschmack genau so ist, wie am Tag der Abfüllung. Und so gibt es ganz viele Sachen, die so ein bisschen auch uns einfach erzählt wurden. Ich habe zum Beispiel auch mal recherchiert: Kennst du sicher auch den Begriff Gefrierbrand, das, was ein Gefrierpack bekommt. Man kennt das so, das kriegt dann manchmal so Stellen, wenn es vielleicht nicht ordentlich verpackt war im Tiefkühlfach. Fakt ist: Gefrierbrand ist in keiner Weise gesundheitsschädlich. Das ist zwar nicht schön und es schmeckt dann unter Umständen nicht mehr so gut, aber ich bin zum Beispiel damit aufgewachsen: es gab mal so eine ganz tolle Werbung von einem Hersteller für Gebrierbeutel und ich habe immer gedacht, das ist was total gesundheitsgefährdendes. Und so entstehen eben schnell viel so Missinformationen, wo oft auch das Interesse vielleicht dahinter steckt, irgendwas zu verkaufen. Und dann glauben wir, wir dürfen ganz viele Sachen nicht mehr essen oder es passiert sofort irgendwas ganz Schlimmes. Und das ist einfach falsch.

00: 22:42Sanja Middeldorf: Und ich finde es auch super wichtig, dass man irgendwie darüber aufklärt, wenn man es halt irgendwie, ja, wenn man es weiß und vor allem auch merkt. Ja, ich habe es vorher auch selber falsch gemacht. Oder vielleicht nicht falsch, aber anders gemacht. Zum Beispiel wie jetzt ich mit der Kohlrabi.

00: 22:55Sophia Hoffmann: Ja siehste, genau. Und dann schaust du dir mal das Rezept an und dann kannst du es beim nächsten Mal mit verwenden. das ist wirklich lecker.

00: 23:02Sanja Middeldorf: Genau. Wir haben eben schon mal über Einkaufen gesprochen. Und ich finde, das ist auch immer so ein Thema - wenn man sich vegan ernährt, dann kommt man früher oder später auch darauf, Bio einzukaufen. Vielleicht hat man es auch vorher gemacht, aber das ist auch immer so ein Ding, das steht in Verbindung und da - das habe ich jetzt auch schon oft von Hörer:innen mitbekommen - dass sie immer so einen Konflikt haben. Wenn man jetzt nicht auf dem Markt einkaufen geht, sondern im herkömmlichen Supermarkt und man will irgendwie ein Biolebensmittel kaufen - also sag ich jetzt mal, so eine Gurke - und die ist halt eingepackt. Und zum Beispiel, das konventionelle Lebensmittel, also die Gurke, ist nicht verpackt. Was würdest du eher kaufen oder was rätst du Hörer:innen? Weil das ist immer so ein Thema, da sind sich viele Menschen unsicher.

00: 23:50Sophia Hoffmann: Also für mich ist Bio persönlich einfach der kleinste gemeinsame Nenner an Ansprüchen, die ich an Lebensmittel hab. Ich will einfach keine Pestizide an meiner Gurke haben. Deshalb würde ich immer empfehlen, zu Bio zu greifen. Und ich glaube auch beim Thema Budget, wenn man eben ein bisschen genauer plant und auch guckt, was gerade saisonal regional verfügbar ist, ist das glaube ich budgetär total machbar. Das, was du angesprochen hast, wenn die Möglichkeit besteht und ich zum Beispiel einen Biosupermarkt habe neben meinem konventionellen Supermarkt, der Biogemüse unverpackt anbietet, würde ich immer eher den empfehlen. Das hat auch den Hintergrund, wenn man sich mal so ein bisschen mit unserer Wirtschaft auseinandersetzt, dass diese Bio-Supermärkte zumindest teilweise einfach auch eine bessere Unternehmensstruktur haben im Sinne von was sie den Produzent:innen bezahlen. Also wir haben zwar mittlerweile auch bei den Discountern zum Beispiel diese ganze Bioverbandsware, (aber man) muss sich immer bewusst sein, dass so ein großer Discounter-Supermarkt kürzere Verträge macht, mehr Druck ausübt bei der Preispolitik und so weiter. Also wenn man die Wahl und die Möglichkeit hat, würde ich immer empfehlen so direkt und so bio wie möglich einzukaufen oder halt wirklich auf dem Markt zu gucken, oder gibt es auch einen Biobauernhof aus der Umgebung oder gibt es so was wie eine Bio-Kiste oder so eine Direktvermarktung? Das ist halt immer das fairste für die Leute, die es am Ende des Tages anbauen. Also das ist so die Gretchenfrage, wenn das wirklich meine einzige Einkaufsmöglichkeit ist - na ja, also ich würde wahrscheinlich trotzdem eher Bio kaufen, weil ich einfach diesen Anspruch an mein Gemüse habe, dass ich nicht will, dass es gespritzt ist. Aber ich würde eher daran appellieren, dass man Alternativen dort einkauft, wo es das einfach unverpackt gibt.

00: 25:54Sanja Middeldorf: Hm, okay. Wie ist es denn bei dir? Du hast ja gerade schon ein paar Mal gesagt, dass man den Einkauf auch besser planen soll. Das interessiert mich jetzt mal! Also bei dir ist es vielleicht auch noch mal was anderes. Aber wie oft gehst du denn dann so einkaufen und gehst du dann auf den Markt oder wie machst du das?

00: 26:09Sophia Hoffmann: Also ich bin eben Mitglied bei so einer Gemüsegenossenschaft. Die sind zwischen Berlin und Frankfurt/Oder. Da ist noch mal super spannend auch zum Thema vegan, das ist nämlich eine bio-vegane Landwirtschaft. Also das ist noch sehr ungewöhnlich, weil im Biolandbau wird ganz häufig auch Tierhaltung sozusagen mit verlangt oder mit gemacht. Und die hatten sozusagen diese Vision - und da gibt es mittlerweile einige Leute, die das machen, die sagen, wir verwenden keinen tierischen Dünger, wir machen das anders. Wir arbeiten zum Beispiel mit Mikroorganismen oder Pflanzenfolgen. Das fand ich halt so cool, dass ich da Genossin geworden bin. Und da hole ich mir einmal die Woche eine Gemüse Kiste an einer Abholstation ab. Die beliefern glaube ich mittlerweile fast fast 1000 Haushalte. Also es ist echt ein tolles Projekt und da bekomme ich wirklich den Großteil meines Gemüses. Das ist natürlich super saisonal, das heißt, da kann es dann auch mal sein, dass im Sommer voll viel Zucchinis gibt und dann wieder im Winter nicht so viel, da kaufe ich ein bisschen dazu. Ja, würde ich sagen, gehe ich vielleicht so ein, zwei Mal die Woche meistens im Bioladen einkaufen. Und das ist so die Basis sozusagen. Und on top gehe ich dann im Bioladen einkaufen. Aber zum Thema besser planen und so: also ich finde, das ist auch ganz wichtig, das ist so ein bisschen Geschmacksache. Mir liegt es total, dass ich sowas bekomme, einmal die Woche und dann sage "Cool, damit mache ich jetzt das und das und das", weil ich liebe intuitive Küche. Ich habe ein Buch darüber geschrieben, aber das muss man mögen, wenn wenn man jetzt der Mensch ist, den das total stresst, so eine Bio-Kiste zu bekommen, dann finde ich, ist es auch nicht das Richtige für einen. Also dann lieber irgendwie im Laden einkaufen und sich so ein bisschen vorher Gedanken machen. Und das, was du gesagt hast: Ich glaube, grundsätzlich ist es ganz wichtig, den Überblick zu behalten. Also zum Beispiel: der gute alte Einkaufszettel und wirklich zu gucken, was habe ich überhaupt noch da? Und es gibt so ein paar ganz simple Tipps. Ich mags zum Beispiel gern, ab und zu einfach Inventur zu machen. Inventur im Vorratsschrank. Das ist so der Klassiker, dass man dann irgendwelche Sachen doppelt und dreifach hat, weil man irgendwelche angefangenen Packungen ganz hinten im Schrank hat, die man übersehen hat. Und wirklich mal zu gucken, was ist eigentlich da? Und vielleicht auch mal in eine Box zu geben, was jetzt demnächst verbraucht werden sollte. Das Gleiche mache ich immer mal wieder, auch im Gefrierfach, dass ich mir einfach eine Liste schreibe. Was ist da jetzt noch alles drin - dass ich die außen dran klebe und einfach gucke, okay, vielleicht ist da auch was, was jetzt auch mal aufgetaut werden sollte. Und das Gleiche kann man natürlich auch im Kühlschrank machen, dass man zum Beispiel auch eine Schüssel oder eine Box hat, wo man so die Sachen rein packt, die einfach als erstes aufgebraucht werden müssen. Und ich glaube, am Anfang - wenn man das jetzt nicht so intus hat - muss man das vielleicht noch ein bisschen mit einer Routine verbinden. Aber irgendwann lernt man so was auch und dann macht man das automatisch. Und ganz ehrlich, wenn das am Anfang super kompliziert erscheint, dann kann man auch ein bisschen einen Wochenplan machen und eine Meal Prep machen und überlegen: Ja, was gibt es denn die Woche?

00: 29:23Sanja Middeldorf: Voll. Und auch wenn man sich das mal so aufschreibt, das ist ja auch nicht so viel Aufwand. Dann hat man das auch mal im Kopf, wenn man einkaufen geht. Auch wenn man mal den Einkaufszettel vergisst, dann denkt man sich: Ah, okay, passierte Tomaten hatte ich ja noch da. Ich habe ja letztens geschaut. So eine Bestandsaufnahme.

00: 29:39Sophia Hoffmann: Total. Und ich glaube, was vielleicht wirklich ein guter Motivator ist, ist auch das Thema Budget und das Thema Geld. Es gab auch mal so eine Erhebung. Also so der Durchschnittsdeutsche wirft über 250 € im Jahr an Lebensmitteln einfach weg. Und da kann man auch einfach ein bisschen sparen, wenn man ein bisschen genauer schaut, was noch zu Hause ist.

00: 30:00Sanja Middeldorf: Absolut. Ich habe noch eine Frage was so unverpackte Lebensmittel angeht und das haben wir oft jetzt von unseren Hörer:innen bekommen, diese Frage. Also: worauf muss man bei unverpackten Lebensmitteln achten? Das hattest du ja schon mal angesprochen. Ist Zero Waste auch direkt gesund oder gibt es da irgendwas, was man beachten muss? Also da war ein bisschen eine Unklarheit.

00: 30:27Sophia Hoffmann: Ich glaube, ich verstehe die Frage nicht ganz. Meinst du jetzt aus Hygienetechnischen Gründen?

00: 30:35Sanja Middeldorf: Ja, ich glaube, dass es darum geht. Also, man achtet ja irgendwie dann, wenn man zum Beispiel Bio einkaufen geht, sehr darauf, dass das nicht gespritzt ist. Das ist ja bei den Lebensmitteln klar. Aber ich glaube, es geht darum, dass man, wenn man jetzt unverpackt was einkauft, ich glaube, da ist dann so eine gewisse Sorge, ist irgendwas mit diesem Lebensmittel, da haben jetzt so viele dran gefasst? Also ich glaube, es geht in diese Richtung.

00: 30:56Sophia Hoffmann: Okay, also ich glaube, da bin ich jetzt keine totale Expertin. Ich bin, glaube ich, grundsätzlich ein bisschen grundentspannt, was so das Thema (angeht). Ich meine, wir alle bestehen irgendwie aus Bakterien und so, also diese Idee des klinisch Reinen ist ja sowieso ein Trugschluss. Aber ich glaube, in Bezug auf das, da gab es auch schon ganz zu Anfang und während der Corona-Pandemie auch schon Untersuchungen dazu und die Unverpackt-Läden durften ja auch weiterhin verkaufen. Also ich glaube, dass so eine Sache wie Übertragung von Viren oder so, das geht gleich null jetzt über Lebensmittel und ich würde sagen, manche Dinge werden ja sowieso weiter zubereitet, was weiß ich, wenn ich jetzt Reis oder eine Nudel oder so im Unverpackt-Laden kaufe, das wird ja sowieso gekocht. Im Zweifelsfall kann man ja Dinge auch abwaschen, wenn man möchte. Aber ich halte das für sehr unbedenklich, muss ich ganz ehrlich sagen. Weil die Idee, dass da weiß Gott was für Bakterien dran haften oder so, ich glaube das ist mittlerweile erwiesen, dass das sehr unbedenklich ist.

00: 32:08Sanja Middeldorf: Ja, und ich meine, so wie du gerade gesagt hast, wenn man da irgendwie Bedenken hat, dann auch wieder vielleicht so ein bisschen auf sich selbst hören. Okay, dann wasche ich es jetzt und gut ist.

00: 32:16Sophia Hoffmann: Genau. Und die meisten Sachen kann man ja einfach super waschen, oder?

00: 32:22Sanja Middeldorf: Okay. Dann habe ich abschließend noch so eine kleine Frage. Ist immer sehr schwer zu beantworten, aber vielleicht kannst du mir oder den Hörer:innen mal sagen, was deine Zero Waste Life-Hacks sind. Also wirklich diese, wo du jeden Tag damit zu tun hast, vielleicht so drei Stück. Da muss man immer ein bisschen überlegen, ich weiß.

00: 32:42Sophia Hoffmann: Also, wie gesagt, ich glaube, ich würde noch mal diesen Begriff der Wertschätzung reinwerfen, weil ich betrachte Lebensmittel einfach mit einem anderen Blick. Und wenn man so einen wertschätzenden Blick hat, und ich glaube, ein wertschätzender Blick ist in allen Lebensbereichen eine gute Idee, dann sieht man auch jetzt so was wie altes Brot eher als Rohmaterial und nicht als Müll. Also einfach so ein bisschen die Betrachtung ändern, was Lebensmittel angeht. Also diese Wertschätzung - was mir da total geholfen hat, ist zum Beispiel auch mal auf einen Bauernhof zu fahren oder in eine Produktion und sich mal anzuschauen, wie Sachen hergestellt werden, weil dann kapiert man auch oft erst, wie viel Arbeit da reingeht. Dass mehrt die Wertschätzung, also diesen wertschätzenden Blick, sich wirklich sich nehmen und dann wirklich bewusster und gezielter und weniger einkaufen. Und genau und dann wirklich zu üben, Sachen zu verwerten. Und darüber habe ich ein paar Bücher geschrieben, da gibt es viele Anleitungen, aber das klingt so nach Zauberei, wenn man an einer Stelle anfängt .... also ich kann aus eigener Erfahrung sagen, wenn man diese wertschätzende Brille und auch diese Verarbeitungs-Brille einmal aufsetzt, dann verinnerlicht man das und dann ist es auch nicht mehr ein Berg Arbeit. Dann macht man irgendwann Dinge ganz selbstverständlich.

00: 34:06Sanja Middeldorf: Hm, voll. Das sind auf jeden Fall mega Tipps für den Alltag. Also auch ich kann da echt super viel mitnehmen. Ich glaube für Hörer:innen ist das echt eine hilfreiche Folge und du hast auch so ein bisschen diese Angst, was du auch gerade gesagt, davor genommen. So dieses "oh, jetzt muss ich auch noch darauf achten und darauf". Und eigentlich ist es, wenn man mal so ein bisschen seine Perspektive ändert, gar nicht so schwierig. Also vielen Dank schon mal dafür. Und genau, ich wünsch dir noch einen schönen Tag.

00: 34:31Sophia Hoffmann: Ja, vielen Dank für die Einladung Und ja, dir auch.

00: 34:37Sanja Middeldorf: Du hast eine Frage rund um das Thema Vegan. Dann schick uns gerne eine Sprachnachricht per WhatsApp an die 015731830753. Die Nummer findest du natürlich auch in den Shownotes. Wir hören uns dann beim nächsten Mal.

00: 34:51Sprecher: Das war Studio Vegan, ein Podcast der BKK ProVita - Deutschlands erste veggiefreundliche und nachhaltige Krankenkasse.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.